Einsatz offener Protokolle und Open Source Software

Das Universitätsrechenzentrum ist seit Jahren bestrebt, den Einsatz offener Protokolle, Formate und Open Source Software voranzutreiben. Hintergrund dieser Bestrebungen sind die begründete Befürchtung gravierender IT-Sicherheitsprobleme und erheblicher finanzieller Abhängigkeit von Herstellern durch den Einsatz proprietärerer Programme, Formate und Betriebssysteme.

Hintergrund

Dass diese Befürchtungen der Realität entsprechen, zeigen die aktuellen Beispiele der Justus-Liebig-Universität Gießen und des CERN Forschungszentrums in der Schweiz.

Die Universität Gießen wurde am 08.12.2019 Opfer eines massiven Cyberangriffs in dessen Folge die gesamte (Microsoft-) IT-Infrastruktur abgeschaltet werden musste und bis heute nur rudimentär wieder in Betrieb genommen werden konnte.

Das CERN setzt seit vielen Jahren Produkte des Herstellers Microsoft ein, der im letzten Jahr dem CERN den akademischen Status aberkannt hat. Dies bedeutet für das CERN grob geschätzt eine Verzehnfachung der Lizenzkosten. Daraufhin wurde im CERN das Microsoft Alternatives Project (MAlt) gestartet.

Weitere Schritte

Durch diese Vorfälle sieht sich das URZ bestärkt, an der Universität Greifswald den Einsatz von offenen Protokollen, Formaten und Open Source Software zügig voranzutreiben. In der zentralen IT-Infrastruktur hat das URZ dies bereits großflächig umgesetzt. Nach dem Vorfall in Gießen wird das URZ nun auch die Windows-basierten Active Directory Domain Controller durch Linux-Server mit Samba ersetzen.

Neben diesen beiden Negativbeispielen proprietärer Microsoft-Lösungen darf auch das Thema Datenschutz nicht aus den Augen verloren werden. Insbesondere bei Windows 10 stehen erhebliche Bedenken bezüglich der automatischen Telemetriedatenübermittlung an den Hersteller im Raum. Eine Reihe von Landesdatenschutzbeauftragten haben Zweifel, ob die Nutzung von Windows 10 im öffentlichen Dienst zu empfehlen ist.

Das größte IT-Sicherheitsrisiko und die erhebliche Kostenproblematik besteht jedoch bei den Desktop-Systemen der Nutzer selbst. Um die oben genannten Probleme in Zukunft zu vermeiden, ist ein mehrstufiges Migrationskonzept vorgesehen.

Migrationskonzept

  1. Als Sofortmaßnahme möchten wir Sie als Nutzer bitten, wann immer möglich, offene Dokumentenformate zu verwenden und diese beim Datenaustausch zu nutzen. D.h. speichern Sie in MS Word Ihr Dokument nicht als docx sondern als odt (Open Document Textformat) bzw. in MS Excel nicht als xlsx sondern als ods (Open Document Spreadsheetformat).
  2. Das URZ wird sich bei der Verwaltung bemühen, dass die zentralen Formulare (z.B. Beschaffungs- oder Dienstreiseantrag und Dienstreiseabrechnung) für die Verwendung mit freien PDF-Betrachtern nutzbar gemacht werden.
  3. Verwenden Sie, wann immer möglich, anstelle von Microsoft Office das Programmpaket LibreOffice. Idealerweise wechseln Sie bei Gelegenheit von MS Outlook auf Mozilla Thunderbird oder unseren Webmailer. Eine Liste freier Softwarealternativen finden Sie auf unserer Webseite Empfehlungen für freie und offene Software.
    Auf allen Desktop-Systemen, die durch das neue Desktop Management System des URZ verwaltet werden, stehen die zuvor genannten Microsoft-Alternativen bereits zur Verfügung.
  4. Das URZ arbeitet an einer webbasierten Lösung, um Ihnen soweit erforderlich die originäre Bearbeitung von MS Office-Dokumenten zu ermöglichen.
  5. Wenn alle zuvor genannten Punkte erfüllt sind, ist die Ablösung des Windows-Desktop-Betriebssystems durch Linux vorgesehen.